Friedberg: Für die Vielfalt der Menschen
Der Fünf-Finger-Treff kümmert sich um Probleme und Nöte in der Altstadt
Mit dem Auftakt zufrieden, Foto: Joachim Storch
Schnelllebig und widersprüchlich gehe es in der Friedberger Altstadt zu, sagt Bürgermeister Michael Keller (SPD). Er spricht von der „Vielfalt der Menschen“ hier und davon, dass es in dem Gebiet nicht nur Probleme gebe, sondern auch Chancen. Die Probleme zu erkennen und zu behandeln und die Chancen zu entwickeln, das soll im Fünf-Finger-Treff angegangenen werden. Das Quartiermanagement ist vor 50 Tagen eröffnet worden.
Quartiermanagerin Sabine Schäfer ist mit der Resonanz auf die ersten Angebote zufrieden. Zum ersten Mädchenworkshop waren sieben Mädchen gekommen, zum ersten Kinderworkshop elf Kinder. 17 Teilnehmer versammelten sich am Runden Tisch für Integration, 14 kamen zur Zukunftswerkstatt. Viel mehr dürfen es laut Schäfer auch nicht werden, weil die Kapazität des Treffs es nicht zulasse. „Wenn 20 kommen, wird es eng“, sagt sie.
Ein Drittel sind Einwanderer
Immer wieder weist Schäfer auf den Ausländeranteil an den Veranstaltungen hin: 28 Prozent bei der Zukunftswerkstatt, 35 Prozent beim Runden Tisch für Integration. Der Anteil der Einwanderer in der Altstadt ist hoch. Eine alte Studie besagte, dass es 33 Prozent waren, sagt Yvonne Woll, Stadtplanerin bei der Nassauischen Heimstätte. Das Unternehmen plant und leitet die Friedberger Altstadtsanierung und finanziert den Fünf-Finger-Treff. Seit jener Studie ist der Anteil der Ausländer weiter gestiegen, wie Johannes Hartmann vom Internationalen Zentrum feststellt. Er wohnt selbst in der Altstadt und engagiert sich im Fünf-Finger-Treff. Bürgermeister Keller stimmt ihm zu: Vor allem Arbeiter aus Bulgarien seien in den vergangenen zwei bis drei Jahren gekommen, die auf Baustellen arbeiten. Er habe mehrfach einschreiten müssen, weil Häuser überbelegt gewesen seien. „Eine üble Sache“, sagt Keller. Einem Hausbesitzer sei aus Gründen des Brandschutzes untersagt worden, das Dachgeschoss an Arbeiter zu vermieten.
Es könne leicht passieren, dass diese Arbeiter beim Fünf-Finger-Treff oder eher noch im Karl-Wagner-Haus, einem Wohnheim für Obdachlose in der Friedberger Altstadt, Hilfe suchen, wenn sie keinen Job mehr haben, so Keller.
Die Zukunftswerkstatt will sich zunächst um zwei Themen kümmern: den Müll und die Gaststätten. Abfall, sowohl herumstehender Sperr- wie auch herumliegende Restmüll, sei ein Problem in der Altstadt, sagt Hartmann. Bewohner planen eine Sammelaktion. Dieser Weg sei besser, als über das Ordnungsamt der Stadt aktiv zu werden, lobt Keller.
Eine Gesprächsrunde mit Gaststättenbetreibern soll eingerichtet werden. Der Konflikt zwischen den Wirten und Anwohnern ist fast so alt wie die Altstadt. Immer wieder beklagen sich Anwohner, vor allem über Lärm. Keller spricht von einer „Zwischenphase“, die die Altstadt-Gastronomie nach dem Abzug der US-Streitkräfte erlebe. Neue Geschäftsmodelle müssten gefunden werden. Die Altstadt sei reizvoll. „Es gibt sehr bezaubernde Gassen bei uns“, sagt er. Hartmann bezweifelt aber, dass diejenigen Gastwirte, mit denen es die größten Probleme gibt, an dem Gesprächskreis teilnehmen.
Von Bruno Rieb, FR vom 10.10.12